Übersicht
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Verkehrsunfall zwischen Motorradfahrern: Analyse zu Sicherheit und Prävention
- 3 Der Fall vor Gericht
- 3.1 Gericht weist Regressklage nach Motorradunfall wegen vorsätzlicher Verkehrsgefährdung ab
- 3.2 Schwerer Verkehrsverstoß durch gefährliches Überholmanöver
- 3.3 Versicherung forderte Beteiligung an Schadensregulierung
- 3.4 Gericht sieht vorsätzliches Handeln des Kia-Fahrers
- 3.5 Fahrlässigkeit des Motorradfahrers tritt zurück
- 4 Die Schlüsselerkenntnisse
- 5 Benötigen Sie Hilfe?
- 6 Häufig gestellte Fragen (FAQ)
- 6.1 Welche Haftungsverteilung gilt bei Auffahrunfällen mit mehreren Beteiligten?
- 6.2 Wie wirkt sich ein vorsätzlicher Verkehrsverstoß auf die Schadensregulierung aus?
- 6.3 Welche Rolle spielt der Sicherheitsabstand bei der Unfallhaftung?
- 6.4 Welche Regressmöglichkeiten haben Versicherungen nach einem Verkehrsunfall?
- 6.5 Was bedeutet ein Mitverschulden für die eigenen Schadensersatzansprüche?
- 7 Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt
- 8 Wichtige Rechtsgrundlagen
- 9 Das vorliegende Urteil
Das Wichtigste in Kürze
- Gericht: LG Stuttgart
- Datum: 29.01.2025
- Aktenzeichen: 27 O 112/24
- Rechtsbereiche: Verkehrsrecht, Haftungsrecht
- Beteiligte Parteien:
- Klägerin: Fordert Regressansprüche aufgrund der gesamtschuldnerischen Haftung im Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall.
- Beklagte: Werden aufgrund ihrer gesamtschuldnerischen Haftung für die Folgen des Verkehrsunfalls in Anspruch genommen.
- Um was ging es?
- Sachverhalt: Ein Verkehrsunfall ereignete sich auf der L 1066 zwischen Fichtenberg und Murrhardt, bei dem Fahrzeuge in einer Kolonne beteiligt waren. Die Klägerin, deren Fahrzeug durch Haftpflichtversicherung abgesichert ist, fordert Regressansprüche im Innenverhältnis gegen die Beklagten aufgrund der gesamtschuldnerischen Haftung.
- Kern des Rechtsstreits: Streitpunkt ist die Haftung der Beklagten für die Folgen des Verkehrsunfalls im Innenverhältnis.
- Was wurde entschieden?
- Entscheidung: Die Klage wurde abgewiesen; die Klägerin trägt die Kosten des Rechtsstreits und das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des zu vollstreckenden Betrags vorläufig vollstreckbar.
- Folgen: Die Entscheidung führt dazu, dass die Klägerin für die Kosten des Verfahrens aufkommen muss und der vorläufigen Vollstreckbarkeit des Urteils mit der geforderten Sicherheitsleistung zugestimmt wird.
Verkehrsunfall zwischen Motorradfahrern: Analyse zu Sicherheit und Prävention
Zwei Motorradfahrer, die in Hintereinanderfahrt unterwegs sind, geraten bei einem Verkehrsunfall Motorradfahrer schnell in kritische Situationen. Unterschiedliche Unfallursachen Motorräder wie unsicheres Fahrverhalten Motorrad oder mangelnde Motorradsicherheitstipps erhöhen das Risiko einer Kollision Motorräder und stellen Verkehrsrecht Motorradunfälle vor besondere Herausforderungen.
Nun folgt die Analyse eines konkreten Falles, der wichtige Erkenntnisse zu Motorrad Verkehrssicherheit und Unfallprävention Motorrad liefert.
Der Fall vor Gericht
Gericht weist Regressklage nach Motorradunfall wegen vorsätzlicher Verkehrsgefährdung ab
Ein verkehrswidriger Überholvorgang auf der Landesstraße 1066 zwischen Fichtenberg und Murrhardt führte zu einer folgenschweren Kollision zwischen zwei Motorrädern. Das Landgericht Stuttgart hat nun die Regressklage der Versicherung gegen den unfallbeteiligten Motorradfahrer abgewiesen.
Schwerer Verkehrsverstoß durch gefährliches Überholmanöver
Der Fahrer eines Kia Sportage setzte trotz erkennbarer Gegenverkehr zum Überholen eines Lastwagens an, obwohl sich zwei Motorradfahrer näherten. Um eine Frontalkollision zu vermeiden, mussten beide Motorradfahrer stark abbremsen. Dabei fuhr der hintere Motorradfahrer auf das vor ihm fahrende Motorrad auf. Beide Fahrer wurden verletzt. Der Kia-Fahrer wurde später wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt.
Versicherung forderte Beteiligung an Schadensregulierung

Die Versicherung des Kia-Fahrers regulierte die Schäden des vorderen Motorradfahrers in Höhe von rund 12.800 Euro. Sie verklagte anschließend den hinteren Motorradfahrer und dessen Versicherung auf Beteiligung an den Kosten. Die Klägerin argumentierte, dieser habe durch unzureichenden Sicherheitsabstand zum Unfall beigetragen.
Gericht sieht vorsätzliches Handeln des Kia-Fahrers
Das Landgericht Stuttgart wertete das Verhalten des Kia-Fahrers als besonders schwerwiegend. Der Fahrer hatte den gefährlichen Überholvorgang fortgesetzt, obwohl ihm klar war, dass er diesen nicht vor den Motorrädern würde beenden können. Er nahm dabei bewusst eine Behinderung und Gefährdung des Gegenverkehrs in Kauf.
Fahrlässigkeit des Motorradfahrers tritt zurück
Zwar stellte das Gericht auch beim hinteren Motorradfahrer eine Einfache Fahrlässigkeit fest, da er entweder zu spät bremste oder den Sicherheitsabstand nicht einhielt. Diese trete jedoch angesichts des vorsätzlichen Verkehrsverstoßes des Kia-Fahrers vollständig zurück. Die Versicherung muss daher die gesamten Schäden allein tragen.
Die Schlüsselerkenntnisse
„Das Urteil verdeutlicht, dass bei Unfällen durch gefährliche Überholmanöver nicht automatisch der Überholende die alleinige Schuld trägt. Auch nachfolgende Verkehrsteilnehmer müssen ausreichend Sicherheitsabstand einhalten, um bei plötzlichen Bremsmanövern nicht aufzufahren. Die Entscheidung zeigt, dass die Gerichte bei der Beurteilung von Unfallsituationen alle beteiligten Faktoren und Verhaltensweisen berücksichtigen.“
Was bedeutet das Urteil für Sie?
Wenn Sie in einen Verkehrsunfall verwickelt werden, müssen Sie stets nachweisen können, dass Sie die grundlegenden Sicherheitsvorschriften eingehalten haben – insbesondere den Sicherheitsabstand zum Vordermann. Auch wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer einen schweren Fehler begeht, können Sie mitverantwortlich gemacht werden, wenn Sie durch zu dichtes Auffahren eine Kollision nicht verhindern können. Dies gilt besonders für Motorradfahrer, die auch bei versetzter Fahrweise genügend Abstand zum Vordermann einhalten müssen. Bei der Regulierung von Unfallschäden prüfen Versicherungen sehr genau, ob alle Beteiligten ihre Sorgfaltspflichten eingehalten haben.
Benötigen Sie Hilfe?
Unklare Haftungsfragen nach einem riskanten Überholmanöver?
Ein unerwartetes Ereignis im Straßenverkehr, etwa verursacht durch ein unsicheres Überholmanöver, wirft oftmals komplexe Fragen zur Haftung und Schadensregulierung auf. In solchen Situationen können Details wie der Sicherheitsabstand oder das tatsächliche Verhalten aller Beteiligten erheblichen Einfluss auf die rechtliche Bewertung haben.
Unsere Kanzlei unterstützt Sie bei der sorgfältigen Analyse Ihres Falls und erarbeitet, basierend auf einer präzisen Prüfung der Sachlage, fundierte Optionen zur Wahrung Ihrer Rechte. Vertrauen Sie auf unsere Erfahrung, um Ihre Situation sachlich zu klären und rechtssichere Perspektiven zu erhalten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welche Haftungsverteilung gilt bei Auffahrunfällen mit mehreren Beteiligten?
Bei Auffahrunfällen mit mehreren Beteiligten haften grundsätzlich alle Fahrzeughalter zunächst zu gleichen Teilen für den entstandenen Gesamtschaden. Die konkrete Haftungsverteilung richtet sich jedoch nach § 17 StVG und hängt von den spezifischen Umständen des Unfalls ab.
Grundsätzliche Haftungsregeln
Bei einem typischen Auffahrunfall wird zunächst vermutet, dass der Auffahrende die Hauptschuld trägt. Diese Vermutung basiert auf dem Anscheinsbeweis, der ein Verschulden des hinteren Fahrzeugs aufgrund nicht eingehaltenen Sicherheitsabstands oder mangelnder Aufmerksamkeit annimmt.
Haftung bei Kettenauffahrunfällen
Wenn Sie in einen Kettenauffahrunfall verwickelt werden, gilt eine besondere Betrachtung: Das zuletzt auffahrende Fahrzeug muss in der Regel seine eigenen Schäden selbst tragen. Das mittlere Fahrzeug kann unter bestimmten Umständen sogar allein haften, etwa wenn dessen Fahrer durch sein Auffahren den Bremsweg des letzten Fahrzeugs unzumutbar verkürzt hat.
Verteilung der Haftungsquoten
Die Haftungsquoten werden nach folgenden Kriterien festgelegt:
- Die Betriebsgefahr der beteiligten Fahrzeuge spielt eine wichtige Rolle, wobei beispielsweise LKWs eine höhere Betriebsgefahr als PKWs aufweisen
- Das Verschulden der einzelnen Beteiligten wird bewertet, wobei zwischen Vorsatz und verschiedenen Graden der Fahrlässigkeit unterschieden wird
- Die Verkehrsverhältnisse zum Unfallzeitpunkt werden berücksichtigt
Wenn Sie als mittleres Fahrzeug in einen Auffahrunfall verwickelt werden, kommt es für Ihre Haftung darauf an, ob Sie bereits standen und – falls Sie noch in Bewegung waren – ob Sie den erforderlichen Mindestabstand zum Vordermann eingehalten haben.
Wie wirkt sich ein vorsätzlicher Verkehrsverstoß auf die Schadensregulierung aus?
Ein vorsätzlicher Verkehrsverstoß hat weitreichende Konsequenzen für die Schadensregulierung. Bei vorsätzlichem Handeln verweigert die Versicherung in der Regel die Kostenübernahme für entstandene Schäden. Dies gilt sowohl für die Haftpflicht- als auch für die Kaskoversicherung.
Unterscheidung zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit
Vorsätzliches Handeln liegt vor, wenn Sie bewusst gegen Verkehrsregeln verstoßen und die möglichen Folgen billigend in Kauf nehmen. Wenn Sie beispielsweise absichtlich ein anderes Fahrzeug von der Straße drängen oder trotz erkennbarer Geschwindigkeitsbegrenzung deutlich zu schnell fahren, handeln Sie vorsätzlich.
Fahrlässiges Handeln hingegen bedeutet, dass Sie die erforderliche Sorgfalt außer Acht lassen, ohne den Schaden zu wollen. In diesem Fall übernimmt die Versicherung in der Regel den Schaden, auch wenn sie möglicherweise Ihre Prämien anpasst.
Auswirkungen auf den Versicherungsschutz
Bei vorsätzlichen Verkehrsverstößen müssen Sie mit folgenden Konsequenzen rechnen:
- Die Versicherung kann die Zahlung komplett verweigern
- Es droht eine Verdoppelung des regulären Bußgeldes
- Ein Regress der Versicherung gegen Sie ist möglich
Besonderheiten bei Unfällen
Wenn Sie durch ein vorsätzliches Überholmanöver einen Unfall verursachen, müssen Sie die entstehenden Kosten in der Regel selbst tragen. Die Versicherung prüft dabei genau die Umstände des Unfalls. Entscheidend ist, ob Sie die Situation hätten vermeiden können und ob Sie die Gefährlichkeit Ihres Handelns erkannt haben.
Welche Rolle spielt der Sicherheitsabstand bei der Unfallhaftung?
Bei Verkehrsunfällen ist der Sicherheitsabstand ein entscheidender Faktor für die Haftungsverteilung. Wenn Sie als nachfahrender Verkehrsteilnehmer den erforderlichen Sicherheitsabstand nicht einhalten, spricht der Anscheinsbeweis grundsätzlich für Ihr Verschulden.
Rechtliche Grundlagen der Haftung
Die StVO schreibt in § 4 vor, dass der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug so groß sein muss, dass Sie auch bei plötzlicher Bremsung sicher anhalten können. Bei Nichteinhaltung dieser Vorschrift müssen Sie mit einer Haftungsquote von bis zu zwei Dritteln rechnen.
Konkrete Abstandsvorgaben
Der erforderliche Mindestabstand beträgt:
- Innerorts bei 50 km/h: 15 Meter
- Außerorts bei 100 km/h: 50 Meter
- Bei 130 km/h: 65 Meter
Haftungsfolgen bei Unfällen
Bei einem Auffahrunfall wegen zu geringen Abstands müssen Sie als Auffahrender mit erheblichen Konsequenzen rechnen:
- Volle Haftung bei eindeutig zu geringem Abstand
- Geteilte Haftung möglich, wenn auch der Vorausfahrende Verkehrsverstöße begangen hat
- Verschärfte Haftung bei höheren Geschwindigkeiten über 100 km/h
Der Sicherheitsabstand wird dabei nach der Faustformel des halben Tachowerts in Metern bemessen. Die Leitpfosten am Straßenrand, die im Abstand von 50 Metern aufgestellt sind, können Ihnen als Orientierung dienen.
Welche Regressmöglichkeiten haben Versicherungen nach einem Verkehrsunfall?
Die Kfz-Haftpflichtversicherung kann nach einem Verkehrsunfall unter bestimmten Voraussetzungen Regressansprüche gegen den Versicherungsnehmer geltend machen. Die rechtliche Grundlage hierfür findet sich in § 86 Abs. 1 VVG.
Gründe für Regressansprüche
Ein Regressanspruch der Versicherung ist in zwei Hauptfällen möglich:
Bei Obliegenheitsverletzungen vor dem Unfall, etwa wenn Sie unter Alkoholeinfluss (ab 1,1 Promille) fahren. In diesem Fall kann die Versicherung bis zu 5.000 Euro zurückfordern.
Bei Obliegenheitsverletzungen nach dem Unfall, beispielsweise bei unerlaubtem Entfernen vom Unfallort, kann die Versicherung einen Regress von bis zu 2.500 Euro geltend machen.
Beschränkungen des Regresses
Wenn Sie in häuslicher Gemeinschaft mit dem Versicherungsnehmer leben, kann die Versicherung nur bei vorsätzlicher Schadensverursachung Regress nehmen.
Bei einem berechtigten Fahrer ist der Regress nur möglich, wenn der Schaden grob fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführt wurde.
Schadensbegrenzung
Wenn Sie sich bei einer Unfallflucht innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei melden, kann dies die rechtlichen Folgen und mögliche Regressforderungen mildern.
Die Versicherung muss bei Obliegenheitsverletzungen vor Vertragsschluss den Regress innerhalb eines Monats nach Bekanntwerden geltend machen.
Bei mehreren Pflichtverletzungen können sich die Regressbeträge addieren. So kann bei einer Alkoholfahrt mit anschließender Unfallflucht der Gesamtregress auf bis zu 10.000 Euro steigen.
Was bedeutet ein Mitverschulden für die eigenen Schadensersatzansprüche?
Ein Mitverschulden führt zu einer Minderung der Schadensersatzansprüche entsprechend dem Grad der eigenen Mitverantwortung. Wenn Sie beispielsweise bei einem Motorradunfall durch ein riskantes Überholmanöver selbst zur Schadensentstehung beigetragen haben, wird Ihr Ersatzanspruch anteilig gekürzt.
Rechtliche Grundlage und Bewertung
Die Höhe der Kürzung richtet sich nach § 254 BGB und hängt davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von Ihnen oder dem anderen Beteiligten verursacht wurde. Das Gericht nimmt dabei eine Abwägung der Verursachungsbeiträge vor und legt entsprechende Quoten fest.
Praktische Auswirkungen
Bei einem Motorradunfall kann sich das Mitverschulden wie folgt auswirken:
- Fehlende Schutzkleidung: Auch wenn keine gesetzliche Pflicht besteht, kann das Nichttragen von Schutzkleidung zu einer Kürzung des Schmerzensgeldes führen.
- Verkehrswidriges Verhalten: Ein gefährliches Überholmanöver kann je nach Schwere zu einer erheblichen Quotenbildung führen, sodass Sie beispielsweise nur 25% Ihres Schadens ersetzt bekommen.
Schadensminderungspflicht
Nach der Schadensentstehung müssen Sie zudem aktiv werden, um den Schaden möglichst gering zu halten. Unterlassen Sie erforderliche Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, kann dies zu einer weiteren Kürzung Ihrer Ansprüche führen.
Die konkrete Schadensquotelung erfolgt durch eine Gesamtabwägung aller Umstände des Einzelfalls. Dabei wird das Maß der Verantwortung beider Parteien gegeneinander abgewogen und in einem prozentualen Verhältnis ausgedrückt.
Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.
Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt
Vorsätzliche Gefährdung des Straßenverkehrs
Ein schwerwiegender Straftatbestand nach § 315c StGB, bei dem ein Verkehrsteilnehmer bewusst und gewollt eine konkrete Gefahr für Leib oder Leben anderer oder fremde Sachen von bedeutendem Wert herbeiführt. Anders als bei Fahrlässigkeit handelt der Täter hier mit Wissen und Wollen der Gefährdung. Die Strafe kann bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe betragen.
Beispiel: Ein Autofahrer überholt trotz Gegenverkehr, obwohl er die entgegenkommenden Fahrzeuge bereits sieht und weiß, dass er den Überholvorgang nicht sicher beenden kann.
Regressklage
Eine rechtliche Forderung zur Rückerstattung bereits geleisteter Zahlungen. Im Versicherungsrecht versucht dabei die zahlende Versicherung, Ersatz für ihre Aufwendungen von einem (mit)verantwortlichen Dritten zu erlangen. Grundlage ist meist § 86 VVG (Versicherungsvertragsgesetz).
Beispiel: Eine Kfz-Versicherung zahlt zunächst den Schaden ihres Versicherungsnehmers, fordert dann aber vom Unfallgegner eine anteilige Beteiligung.
Einfache Fahrlässigkeit
Bezeichnet das Außerachtlassen der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt (§ 276 BGB). Der Handelnde erkennt die möglichen schadenverursachenden Folgen seines Handelns nicht, hätte sie aber bei gehöriger Sorgfalt erkennen und vermeiden können. Unterscheidet sich von grober Fahrlässigkeit durch einen geringeren Schuldvorwurf.
Beispiel: Ein Autofahrer hält einen zu geringen Sicherheitsabstand, weil er die Situation falsch einschätzt.
Schadensregulierung
Der gesamte Prozess der Schadenabwicklung durch eine Versicherung, von der Schadensmeldung bis zur endgültigen Bezahlung. Umfasst die Prüfung der Ansprüche, Feststellung der Schadenhöhe und die Leistungserbringung gemäß den Versicherungsbedingungen. Geregelt in §§ 82 ff. VVG.
Beispiel: Nach einem Unfall übernimmt die Versicherung die Reparaturkosten und Schmerzensgeldzahlungen für die Geschädigten.
Wichtige Rechtsgrundlagen
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 823 Abs. 1: Dieser Paragraph regelt die Haftung für Schadensersatz bei unerlaubten Handlungen. Er besagt, dass derjenige, der vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet ist.
Der Zusammenhang zum vorliegenden Fall liegt darin, dass die Beklagten für die Verletzungen des Geschädigten C haften könnten, da eine mögliche Verletzung von Verkehrsvorschriften zu dem Unfall geführt hat. - Straßenverkehrsordnung (StVO) § 5 Abs. 3: Dieser Paragraph behandelt das Überholverbot und die Bedingungen, unter denen das Überholen erlaubt ist. Insbesondere wird geregelt, dass das Überholen nur dann zulässig ist, wenn dies ohne Gefährdung oder Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer möglich ist.
Im vorliegenden Fall scherte der Zeuge K trotz herannahender Motorräder zum Überholen aus, was möglicherweise gegen diese Vorschrift verstoßen hat und zur Unfallentstehung beigetragen hat. - Straßenverkehrsordnung (StVO) § 7 Abs. 1: Dieser Paragraph schreibt vor, dass Fahrzeuge immer einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten müssen, um Gefahren und Behinderungen zu vermeiden. Der erforderliche Abstand hängt von Geschwindigkeit und Straßenverhältnissen ab.
Die Klägerin argumentiert, dass der Beklagte zu 1 keinen ausreichenden Sicherheitsabstand zum Motorrad des Geschädigten C eingehalten hat, was einen Verstoß gegen diese Vorschrift darstellen könnte. - Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 421: Dieser Paragraph behandelt die gesamtschuldnerische Haftung, bei der mehrere Schuldner gemeinsam für eine Schuld haften und der Gläubiger von jedem Schuldner den vollen Betrag verlangen kann.
Im Fall der Klage strebt die Klägerin eine gesamtschuldnerische Haftung der Beklagten an, um den Schadensersatzanspruch vom Innenverhältnis her geltend zu machen. - Versicherungsvertragsgesetz (VVG) § 444: Dieser Paragraph regelt den Regressanspruch der Versicherung gegenüber Dritten, die für den Schaden mitverursacht haben. Die Versicherung kann von den Mithaftenden den anteiligen Ersatz der erstatteten Leistungen verlangen.
Die Klägerin fordert von der Beklagten zu 2 eine Beteiligung am Schaden aufgrund eines Verschuldens des Beklagten zu 1, was einen Regressanspruch nach VVG § 444 begründet.
Das vorliegende Urteil
LG Stuttgart – Az.: 27 O 112/24 – Urteil vom 29.01.2025
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